Texte schreiben für Deine Zielgruppe – aber wo?

Zielgruppen überschneiden sich, ändern sich, folgen auf einmal einer neuen Agenda – die Gefahr, dass Kommunikation ins Leere läuft ist groß. Zu heterogen, zu fragmentiert sind die Gruppen, die erreicht werden soll: Wer heute noch einen SUV interssant findet kauft morgen einen Tesla. Wer bis jetzt begeistert Ski fuhr meidet plötzlich den Massentourismus. Aus einem Shopping-Fan wird ein Konsumverweigerer und umgekehrt. Und für jedes Interesse, für jede Vorliebe gibt es unzählige Informationskanäle. Wer kommunizieren will braucht nicht den einen Überblick – dieser Überblick muss sich jede Woche neu erarbeitet werden. Und das ist sicher einer unserer Vorteile: Wir arbeiten für soviele unterschiedliche Themen, dass wir zwangsläufig auch die sozialen und digitalen Kanäle abseits von Google, Facebook und Twitter gut kennen.

Unser Team arbeitet mit vielen Chefredakteúren und PR-Agenturen zusammen. Das sind sehr viele sehr unterschiedliche Menschen und sie schätzen an uns unter anderem, dass wir extrem ruhig und konzentriert unseren Job machen, auch wenn bei ihnen “die Hütte brennt”. Viele von uns haben in großen Kommunikations-Stäben gearbeitet, unter (charmant ausgedrückt) sehr charismatischen Vorständen. Oder in sehr hektischen Redaktionen. Und für PR-Agenturen, die sich oft durch die Überlastung der Projektverantwortlichen “auszeichnen”. Was wir daraus gelernt haben: Je näher eine deadline oder ein Event kommt desto ruhiger sollte man und frau werden. Denn nur dann kann aus einer Kommunikation eine gute Kommunikation werden.

Wie Roboterjournalismus und Datenanalyse südafrikanischen Farmern hilft

Wir produzieren mit Hilfe sogenannter „schwacher KI“ etwa 90.000 Nachrichtenbeiträge. Täglich. Wenn man genauer hinschaut ist diese Zahl nicht ganz so beeindruckend: darunter sind auch 30.000 Berichte zum und über das Wetter. Für Menschen, die sich nicht sicher sind, ob es sich um eine erdbedrohende und langanhaltende Veränderung der Temperaturen oder um bald wieder zu Ende gehende Wetterkapriolen handelt. Die aber heute unter dem Wetter massiv leiden:

Trockenheit, Dürre, Sturm. Aus staubtrockenen Wetterdaten werden schnell lesbare Texte, mit Textgenerierung aus Daten, analysiert mit Methoden der künstlichen Intelligenz.

Diese sind allerdings etwas anders als andere Wetterberichte: in Südafrika und Australien stehen die normalen Temperaturen weniger im Vordergrund, dafür geht es mehr um Trockenheit, Niederschlagschancen und Brandgefahr. Für die Farmer sind diese Berichte ein überlebenswichtiges Arbeitsmittel. Die Technik dahinter ist für sie verständlicherweise egal.

Zahlreiche Quellen ergeben einen Text

Was als einfacher Text in Afrikaans und Englisch am Kap ankommt ist zuvor technisch aufwändiger vorbereitet worden. Denn ein Wetterdienst als Quelle reicht nicht, um die Informationen für eine Farmerin oder einen Farmer in Südafrika wertvoll zu machen. Insgesamt sieben Datenquellen werden genutzt: die von zwei Wetterdiensten, die von zwei Universitäten im Land, von zwei nicht-universitären Forschungseinrichtungen und von einem Satellitenbilderdienst.

Nicht jeder Datenlieferant bietet dasselbe Format an, in dem die Daten über eine Schnittstelle bezogen werden können, es sind alleine bei diesem Thema drei unterschiedliche Arten, wie die Daten strukturiert sind. In Berlin führt ein kleines Team der Technischen Universität die Daten zusammen, macht sie vergleichbar, abrufbar, benutzbar. Benutzbar für eine Software, in der auch, aber nicht nur künstliche Intelligenz steckt. Zusammen entwickelt mit Studentinnen und Studenten des MIT. Und tief im Kern stecken noch Programmierungen des Fraunhofer Institutes.

Wenn aus Daten Texte werden

Textgenerierung“ stand am Beginn dieser aktuelle digitalen Periode, in der man anfing, aus gigantischen Datenbergen relevante Informationen zu extrahieren, mit denen Laien und Normalsterbliche in Sekundenschnelle etwas anfangen können. Heute sprechen wir von „Simple Information Representation“ (SIR), also einer möglichst einfachen Darstellung von Informationen. Das sind weiterhin Texte in allen Längen, Formaten, Sprachen und für alle Geräte, aber inzwischen zeitgleich zusammen mit Grafiken, alexa– und siri-Inhalten, andere Voice Assistants, chatbots und bald auch mit komplett automatisch generierten Videos.

Eine Datenanalyse, die nur von einem Experten weiterverarbeitet und genutzt werden kann, ist eine schlechte Datenanalyse.

Nun kommt es der südafrikanischen Farmerin nicht auf einen lyrischen Text in „New York Times“- Qualität an, sondern auf kompakte, auf den Punkt gebrachte Informationen. Sprachliche Variationen sind nicht wichtig, im Gegenteil: diese Informationen sind Arbeitswerkzeuge, von denen man sich wünscht, dass sie immer am gleichen Platz liegen. Es sei denn, der Algorithmus schlägt Alarm: größere Hitze als erwartet, näherkommende Buschbrände – dies kommt zuerst, in größeren Lettern.

Es wird sehr schnell immer mehr Nachrichten geben

Aus den Wetterberichten für hitzegeplagte Farmerinnen und Farmer entwickeln sich andere Wetterberichte: für Segler, mit einem Schwerpunkt auf Windstärken und Windrichtungen. Für Fluggesellschaften mit Fokus auf Luftströmungen in großen Höhen. Für Fußballschiedsrichter, die wissen wollen, ob vor dem nächsten Spiel eine wetterbedingte Absage droht. Werden Wetterberichte auf Portalen oder Blogs veröffentlicht, dann wird der Schreibstil deutlich wichtiger. Das nüchterne „Wetterdeutsch“ bleibt zwar weitgehend erhalten, aber dann muss der Wetterbericht neben händisch geschriebenen Berichten qualitativ bestehen können. Ein solcher „Roboterjournalismus“ als Ergänzung und in Zukunft mehr als Ersatz menschlich geschriebener Berichte gewinnt monatlich an Raum, nicht nur beim Thema Wetter.